SteuerFuchs – Interview mit Achim Tetzel, Geschäftsführer von Hartwerk, dem Hersteller von SteuerFuchs
Der Inhaber und Geschäftsführer von Hartwerk GmbH, dem Hersteller der Steuersoftware SteuerFuchs beantwortet im folgendem Interview verschiedene Fragen zum Steuerprogramm und den Hintergründen.
Herr Tetzel – wie sind Sie auf die Idee gekommen, Programme für die Steuererklärung zu entwickeln? Ursprünglich hatten Sie bereits mit TaxUp im Jahre 1994 ein Programm für den Mac herausgebracht, das bis Ende 2005 entwickelt wurde.
Das geht sogar noch weiter zurück, und zwar auf den Commodore Amiga, für den ich etwa zur Abitur-Zeit kleinere Programme entwickelt habe, die dann von dem Vertriebshaus „Wolf Software“ (heute „Arktis“) produziert und vermarktet wurden. Letztes hat mich etwa 1990 angesprochen, ob ich nicht auch ein Einkommensteuerprogramm für den Amiga erstellen möchte. Man hatte zwar bereits eine Lösung im Sortiment, allerdings wollte der Entwickler für die jährliche Revision jeweils einen fünfstelligen Vorschuss…
Also habe ich mir Literatur besorgt und einfach angefangen. Das Ergebnis hieß schon damals „SteuerFuchs“, und präsentierte direkt die amtlichen Formulare zum Ausfüllen auf dem Bildschirm — angesichts des technischen Aufwands ein Novum zu der Zeit!
Heutzutage ist das natürlich nicht mehr so einfach. Um fachlich mit den etablierten Produkten mitzuhalten, greifen wir auf verschiedene Steuerrechts-Experten zurück und lassen die Qualität durch eine unabhängige Institution überprüfen.
Was hat Sie dazu bewegt, 2002 eine webbasierte Steueranwendung zuentwickeln? Zu dieser Zeit hatte die dotCom-Krise die gesamte Internet-Welterschüttert – und Sie entwickeln eine Internetanwendung,um die Steuererklärung zu machen. Das ist doch sicher sehr riskant gewesen. Was haben die Menschen in Ihrer Umgebung dazu gesagt?
Ich war zu der Zeit für unsere Tochterfirma Hartwerk, Inc. in NewYork tätig, die Business-Portale für verschiedene Großunternehmen entwickelte. Auf die Auftragslage hatten daher die Terroranschläge vom11.9.2001 eine größere Auswirkung als die dotCom-Krise.
Als amerikanischer Steuerbürger kam ich aber mit „TurboTax for theWeb“ in Berührung und war sofort begeistert, wie sehr der Web-basierte Ansatz die schnelle und unkomplizierte Erledigung der Steuererklärung begünstigte. Anschaffung, Installation und Reparatur eines (nur einmalgenutzten) Programmpakets entfielen, und man konnte konsequenterweise hinterher auch per Internet abgeben.
Da etwas vergleichbares in Deutschland noch nicht existierte, habe ich mir „ELSTER“ — die Softwarebibliothek für die elektronische Abgabein Deutschland — noch einmal angeschaut, und fand, dass sie soweit gereift war, dass man ein Geschäftsmodell darauf aufbauen konnte.
Und zum Risiko: Ich war einfach von der Idee überzeugt und habe nie daran gezweifelt, dass nützliche Internet-Anwendungen eine großartige Zukunft haben.
Der Name „SteuerFuchs“ ist – verglichen mit den anderenSteuerprogrammen – etwas anders, auch das Logo ist eher untypisch. Wie sind Sie darauf gekommen?
Auf den Titel sind wir nach etwa drei Minuten Brainstorming gekommen. Er ist einprägsamer als Kunstnamen und die Leute wissen, wie sie ihn z.B. in eine Suchmaschine eingeben müssen.
Auf Ihrer Website hartwerk.de schreiben Sie, dass die Internetseiten für SteuerFuchs mit einem externen Programm generiert und dann auf den Internet-Server hochgeladen werden. Normal ist es doch eher, die Seiten dynamisch und direkt auf dem Internet-Server zu erzeugen. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Die Arbeitsblätter für die Erfassung der Steuerdaten werden bezüglich des Layouts und der zugrunde liegenden Berechnungsformeln in einer abstrahierten Form beschrieben, sodass die Verwaltung vereinfacht wird und die Autoren als Steuerfachleute nicht unbedingt auch programmieren können müssen.
Zur Präsentation eines entsprechenden Arbeitsblatts interpretiertder Anwendungsserver diese Beschreibung und generiert das konkrete HTML-Formular zusammen mit den ggf. bereits gemachten Angaben dynamisch. Nach dem Abschicken des Formulars wird dann der Vorab-Steuerbescheid natürlich sofort neu errechnet.
Wieviele Webserver arbeiten im Hintergrund, damit alle Besucher ohne Probleme Ihre Steuererklärung machen können? Gab es schon einmal den Fall, dass die Kapazität nicht ausgereicht hat?
Zum Glück nicht. Wir verfügen über ein Repositorium von etwa einer Hand voll gleichartiger LAMP-(Linux, Apache, MySQL, PHP-) Anwendungsserver, die je nach Bedarf in den eigentlichen „Pool“ kommen,auf den die Nutzer symmetrisch verteilt werden. Die Rechner gleichen den Datenbestand regelmäßig untereinander ab.
Dieser Ansatz sichert die annähernd hundertprozentige Verfügbarkeitvon SteuerFuchs und spart vor allem Strom, denn zu Niedriglastzeiten können ein paar Rechner auch einfach abgeschaltet werden. Weiterhin gibt es übrigens noch einen Server für die Buchhaltung und einen für die ELSTER-Übermittlung (der einzige, der unter Windows Server 2003 läuft).
Das wichtigste Thema bei der Steuererklärung im Internet ist die Datensicherheit, der Schutz der persönlichen Daten. Jeder Besucher und Kunde von SteuerFuchs erwartet, dass die sehr vertraulichen Daten wie z.B. das Einkommen geschützt werden und für niemanden einsehbar sind.Was tun Sie, um diesen Erwartungen gerecht zu werden?
Zunächst wird natürlich der komplette Dialog mit den Anwendungsservern per SSL abgesichert, so dass nicht nur kein Dritter“zuhören“ kann, sondern auch sichergestellt ist, dass der Nutzer es wirklich mit SteuerFuchs zu tun hat. Dass die Server selbst in einem modernen Rechenzentrum mit Zugangskontrolle stehen, versteht sich wohl von selbst.
Die Steuerprojekte der Nutzer müssen natürlich dauerhaft abgelegt werden können. Wir haben festgestellt, dass bei der rein Konto-basierten Ablage, wie sie bei Internet-Anwendungen üblich ist,ein gutes Viertel der Nutzer irgendwann ihre Zugangsdaten verlieren. Da SteuerFuchs aber bzgl. der Datensensibilität vergleichbar ist mit z.B. Online-Banking, wäre es wohl datenschutzrechtlich fahrlässig, im Falle des Passwortverlusts die Zugangsdaten z.B. per E-Mail zu verschicken.Wir haben daher die alternative Möglichkeit zum Download der Projektdaten geschaffen, bei der ein Passwortschutz auf Wunsch entfallen kann und die Arbeitsdaten bei Sitzungsende von unseren Servern gelöscht werden.
Wenn man seine Daten per Benutzerkonto zentral ablegt oder eine runtergeladene Projektdatei mit einem Passwort versieht, werden dieDaten Passwort-orientiert verschlüsselt. So ist rein technisch gewährleistet, dass ein Zugriff auf die Daten ohne Passwort (das nur dem Anwender bekannt ist) wirklich unmöglich ist.
Heute ist Ihr Produkt nicht das einzige auf dem hart umkämpftenMarkt für Steuersoftware, die mit dem Browser über das Internet bedient werden kann. Was hebt SteuerFuchs von diesen ab?
Ganz einfach: SteuerFuchs ist auch 2008 die einzige echte Web-Anwendung für die Online-Erstellung und -Abgabe derEinkommensteuererklärung.
Es ist nämlich so: Aus der Anbieter-Perspektive betrachtet, verschlingt allein die Programmierung eines brauchbaren Softwaremoduls zur Berechnung eines Vorab-Steuerbescheids — angesichts der unglaublichen Komplexität der Materie — einen Betrag im mittleren sechsstelligen Bereich.
Und danach verfügt das Produkt noch lange nicht über ein ergonomisches GUI (Graphical User Interface), steuerliche Hilfstexte oder Funktionen für die digital signierte Übermittlung ans Finanzamt.
Wer also mit zumindest ansatzweiser Berechtigung sein Angebot mit den Zauberworten Steuererklärung online bewerben will, aber große Investitionen scheut, muss Kompromisse eingehen. Zum Beispiel, indem er einfach ein herkömmliches (CD-ROM-)Programm in einer Windows-Server-Sitzung startet und den Bildschirminhalt fortlaufend in den Web-Browser des Anwenders spiegelt.
Oder indem er zwar eine echte Web-Anwendung entwickelt, dafür aber bei den aufwändigeren Komponenten Abstriche macht, wie z.B. der Bescheidsberechnung und der elektronischen Abgabe per ELSTER.
Wenn Sie jedoch mit SteuerFuchs loslegen, erkennen Sie recht bald, dass Sie es mit einer von Grund auf neu konzipierten, vollwertigen Web-Anwendung zu tun haben, die das volle Leistungsspektrum bietet und dabei hohen fachlichen Ansprüchen genügt.
Ein Beispiel für die konsequente Nutzung der Möglichkeiten des Web-basierten Ansatzes: SteuerFuchs bietet echte Mandantenfähigkeit, d.h. man kann mit einem einzigen Klick das Steuerjahr wechseln und beliebig zwischen den jeweiligen Steuererklärungen Angaben austauschen.
Menschen, die einen Mac oder Linux verwenden, werden von den Herstellern Windows-basierender Steuerprogramme vergessen. Mit der webbasierten Steuererklärung gibt es eine gute Alternative. Allerdings gibt es für Gewerbetreibende oder Selbstständige – viele selbstständige Medienarbeiter nutzen ja einen Mac – keine geeignete Steuersoftware, da die speziellen Formulare nicht unterstützt werden. Planen Sie eine Erweiterung von SteuerFuchs, so daß auch dieses zahlungskräftigere Klientel die Steuererklärung mit SteuerFuchs machen kann?
Sie beziehen sich sicherlich auf Steuervoranmeldungen sowie Gewerbe-und Umsatzsteuererklärungen, denn die Anlagen GSE und EÜR derEinkommensteuererklärung werden ja durchaus von SteuerFuchs unterstützt.
Ansonsten: Absolut, eine Web-basierte Finanzanwendung für Selbstständige und kleine Betriebe wollte ich schon immer machen. Auch ein Kleinunternehmer muss unabhängig von Ort, Zeit und Gerät den Überblick haben und Entscheidungen treffen können. Allerdings ist Hartwerk mit SteuerFuchs schon gut ausgelastet und sucht Partner für eine entsprechende Expansion.
In einer Pressemeldung aus dem Jahr 2007 haben Sie davon berichtet, dass Sie Ihre Steuererklärung auf Ihrem Mobiltelefon, einem iPhone, eingereicht haben. Was ist das für ein Gefühl, als vermutlich erster Mensch die Steuererklärung mit dem Handy abzuschicken? Viele Bundesbürger befinden sich noch in der „Steinzeit“, kämpfen mit den vielen Papierformularen, und Sie sind „als erster Mensch auf dem Mond gelandet“. Wie wird sich die mobile Steuererklärung in den nächsten Jahren entwickeln – wird es mehr Menschen geben, die Ihre Steuererklärung auf diesem Wege erledigen?
Das denke ich nicht, denn auch auf absehbare Zeit wird dieserVorgang mit einem herkömmlichen Desktop- oder Laptop-Rechner einfacher zu bewerkstelligen sein.
Es ging uns in erster Linie natürlich darum, zu demonstrieren, dass dank der Zusammenführung moderner Hard- und Softwaretechnologie auch so komplexe Aufgaben wie die Steuererklärungserstellung und -abgabe mit kleinsten, kabellosen Geräten erledigt werden können.
Aus der Entwicklung der SteuerFuchs-Nutzerzahlen lässt sich jedoch klar ablesen, dass der Ansatz, die ganze leidige Geschichte der jährlichen Steuererklärung doch einfach per Internet zu erledigen, bei den meisten ankommt.
Natürlich mussten wir uns als Newcomer erst einmal das notwendige Vertrauen verdienen, aber mittlerweile hat SteuerFuchs einen rechtgroßen Bekanntheitsgrad erreicht, und Tausende treuer „Stammkunden“ werden wohl nie wieder eine zwei Kilo wiegende Box nach Hause schleppen und eine Stunde lang Updates laden und aufspielen, bevor sie endlich mit der Steuererklärung loslegen können.
Wie sieht die Zukunft von SteuerFuchs aus – welche Funktionen planen Sie für die nächsten Monate? Wie wird SteuerFuchs in 5 Jahren aussehen?
Das hängt natürlich auch von der Entwicklung im Steuerrecht und in der Einkommensteuerveranlagung ab. In der Kundenresonanz finden wir bestätigt, dass SteuerFuchs im Hinblick auf den derzeitigen Stand der Dinge die Anforderungen von Steuer-Laien und -Profis gleichermaßen annähernd perfekt erfüllt.
Die Steuerbehörden bauen bekanntlich massiv ihre EDV aus, um den Bürgern noch früher in die Tasche zu greifen und immer detailliertere Informationen über sie einzuholen und zu speichern.
Dies hat Vor- und Nachteile. Auf der einen Seite stellt der Fiskus durch Quellbesteuerung und Überwachung sicher, dass ihm kein Geldverloren geht, und Pauschalen und undurchschaubare Regelungen lassen die Einkommensteuererklärung immer weniger lohnenswert erscheinen.
Wer diese jedoch trotzdem macht, könnte in naher Zukunft einiges an Arbeit sparen, wenn die diversen Bescheinigungen von z.B. Arbeitgebern, Banken und Versicherungen elektronisch bereitgestellt werden. In den USA ist es beispielsweise üblich, dass Steuererklärungssoftware die Angaben von der „Lohnsteuerkarte“ selbstständig abholt und einfügt.
Vorstellbar ist, dass der „normale“ Steuerzahler in einigen Jahren nur noch die bereits zusammengestellten persönlichen Daten sowie Einkunfts-, Steuerabzugs- und Versicherungsnachweise — ggfls. ergänzt um ein paar besondere Aufwendungen — mit seiner (digitalen) Unterschrift bestätigen muss. Diese Vision wird den einen oder anderen erschaudern lassen. Angesichts der aktuellen Diskussion um den„Bundes-Trojaner“ bin ich übrigens davon überzeugt, dass eine Web-Anwendung hier größere Chancen hat als eine von der Steuerverwaltung herausgegebene CD-ROM.
Ich denke, dass man auch in fünf Jahren bares Geld sparen können wird, wenn man sich kundig macht und etwas Zeit und Mühe in die Steuererklärung steckt. SteuerFuchs wird auch zukünftig ein mächtiges Werkzeug zur Minimierung dieses Aufwand sein.
Herr Tetzel – vielen Dank für das interessante Gespräch und die Einblicke in SteuerFuchs.
Zur SteuerFuchs-Website – Zum SteuerFuchs-Profil auf meineSteuersoftware.de
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